Massive Steinwände kennt man kaum, ebenso wenig massive Decken oder Zwischenwände, z.B. bei Reihenhäusern. ( Townhouses genannt). Selbst Häuser mit drei oder vier Stockwerken werden in Ständerbauweise errichtet und durch Staples, das ist die etwas solidere Ausführung der Büroklammer, zusammengehalten. Dies ist kein Witz und mit ein Grund, weshalb bei Hurrikans vielen Häusern das Dach wegfliegt oder sie ganz einstürzen.
Bauweise? Alles andere als massiv!
Die Dächer sind meistens nur mit Dachpappe getackert. Die Edelvariante sind dann die so genannten „shingels“, Holzschindeln. Bei teureren Häusern werden gerne noch falsche Säulen eingesetzt. Sehr beliebt sind auch an die Fassade geklebte Ziegel. Dies soll Solidität vorgaukeln, ist jedoch nicht besonders stabil. Selbst die Außenwände sind nur „Plywood“, etwas dickere Pressspanplatte. Ebenso die Zwischendecken und das Dach. Aus Kostengründen sind die Seitenwände und auch die Rückwand des Gebäudes oftmals mit „Siding“ verkleidet. Dabei handelt es sich um lange dünne Verkleidungselemente, die entweder aus Metall (vor allem Aluminium), Kunststoff oder Holz bestehen.
Isolierungen sind selten zu finden
Eine Isolierung ist kaum oder nur rudimentär vorhanden, und von Innen wird dann „Drywall“ getackert. Drywall ist in Deutschland als Rigipsplatte bekannt. Auf diese Art und Weise steht ein Haus in wenigen Wochen, selbst wenn nur es nur von zwei oder drei Arbeitern gebaut wird. Auf Drywall kann dann gefliest werden, Teppichboden verlegt werden oder auch Holz bzw. Laminat angebracht werden.
Das einzig Solide an einem Haus ist meistens das „Basement“, der Keller. Dieser wird in der Regel mit Spritzbeton hergestellt. Beim Basement gibt es dann noch die Variante „finished“ oder „unfinished“. Unfinished bedeutet roher Betonboden - in der Regel keine Isolierung, Holzbalken des Zwischenbodens zum Erdgeschoss inklusive Wasser-, Abwasserleitungen, Gasleitungen, Stromleitungen etc. sichtbar. Die „finished“ Variante ist dann isoliert und meistens zum Partykeller oder Mediaroom ausgebaut. Eine Schalldämmung ist selbst bei sehr teuren Wohnungen bzw. Häusern nicht vorhanden. Häuser mit einem Basement sind vor allem an der Ostküste beliebt, an der Westküste der USA kommen sie weniger häufig vor.
Fenster: Meistens schlecht isoliert
Fenster werden nur in die Fassade genagelt und sind schlecht isoliert. Dementsprechend heiß kann es dann im Sommer im Haus werden bzw. im Winter kalt. Inzwischen gibt es auch Doppelglasfenster, die Qualität ist jedoch in der Regel nicht mit der deutschen Fenstern zu vergleichen. Dafür kosten sie aber auch nur einen Bruchteil davon. Sogar sehr teure Häuser, sind oft mit Einfachverglasung ausgestattet.
Nicht ohne Klimaanlage!
Klimaanlagen sind praktisch in allen Wohnungen bzw. Häusern vorhanden, meistens als Central Aircondition. Weniger teure Häuser oder Apartments sind mit sogenannten Einzelklimaanlagen ausgestattet, die in der Wand oder in einem Fenster eingelassen sind – eine unbeliebte Variante: Im Sommer wird das gesamte Haus gekühlt, im Winter wird entsprechend das gesamte Haus gewärmt. Die gekühlte bzw. die erwärmte Luft wird dann über ein durch das ganze Haus laufende Schachtsystem in die jeweiligen Zimmer geleitet; es ist aus einfachem Blech, ohne jegliche Isolierung.
Vor diesem Hintergrund wird Jedem klar, dass die Energiekosten in den USA einige hundert Dollar pro Monat ausmachen können. Im Sommer laufen die Klimaanlagen Tag und Nacht, da sonst das Haus auf keiner gemäßigten Temperatur gehalten werden kann. Daher haben viele Amerikaner eine Stromrechnung von 600 bis 800 US-Dollar pro Monat. Im Winter dann ungefähr dasselbe mit der Gasrechnung.
Nicht zuletzt aufgrund der immer heftiger werdenden Wirbelstürme scheint es unbegreiflich, weshalb man in den USA nicht auf eine konventionelle Bauweise mit Stein zurückgreift.
Kaufpreise
Häuser des oben beschriebenen Baustils, in der die obere Mittelschicht bis hin zur Oberschicht wohnt, kosten im Raum Washington D.C. und im Bundesstaat Maryland leicht 800.000 bis 1,3 Millionen US-Dollar. Die Grenze nach oben ist offen und variiert nur in der Größe des Hauses und in der Exklusivität der Inneneinrichtung sowie des Grundstücks.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus Leben und Arbeiten in den USA.