Während das Hochschulsystem in Deutschland überwiegend staatlich geregelt ist, findet man in den USA zumeist Privatuniversitäten. Der Besuch an diesen Schulen ist meist mit für deutsche Verhältnisse hohen Studiengebühren verbunden.
Colleges in den USA
Nach der Schulzeit, die zwölf Jahre dauert, besteht die Möglichkeit, zunächst ein College zu besuchen. Der Besuch eines Colleges kann entweder zwei oder vier Jahre dauern. Im ersten Fall spricht man vom junior college. Dieses bietet praxisorientierte Studiengänge an und wird nach zwei Jahren mit dem Titel Associate of arts (A.A.) oder Associate of Science (A.S.) abgeschlossen. Diese Form des „Studiums“ wird in Deutschland nicht anerkannt. Die vierjährige Collegezeit wird mit dem Titel Bachelor of Arts (B.A.) oder Bachelor of Sciences (B.S.) abgeschlossen.
Graduate Schools
Nach einem abgeschlossenem College-Studium besteht die Möglichkeit, an einer so genannten graduate school einen weiteren Titel zu erwerben und das Studium zu vertiefen. Das mindestens einjährige Studium endet mit dem Master of Arts (M.A.) oder dem Master of Science (M.S.). Weiterhin besteht an diesen Schulen die Möglichkeit, einen Doktortitel (Ph.D. oder D.Sc., also Doctor of Philosophy oder Doctor of Science) zu erwerben. Voraussetzung ist eine mindestens dreijährige Studiendauer (postgraduate studies) an der graduate school.
Professional Schools in den USA
An den professional schools (z. B. law school) kann man hingegen nach dem College z. B. Architektur, Jura, Medizin oder Betriebswirtschaft studieren. Zu unterscheiden ist dabei zwischen den undergraduate programs (College-Studiengang) und den graduate programs (Universitätsstudiengang).
Im ersten Programm haben die Studenten die Möglichkeit, z. B. BWL zu studieren und mit einem first professional Degree abzuschließen – in unserem Beispiel entspräche dieser degree dem Bachelor of Business Administration (B.B.S). Im Universitätsstudiengang kann z. B. bei einem BWL-Studium der Master of Business Administration (M.B.A.) erworben werden. Medizin und Jura können nur an den Universitäten, nicht am College studiert werden.
Neben dem eigentlichen Studium gibt es einige Programme, die dür deutsche Studenten ganz besonders interessant sind, allen voran der Master of Laws (Legal Letters’ Master, LL.M.) für Juristen sowie der Master of Business Administration (M.B.A.) für Betriebswirte. Es handelt sich dabei jeweils um einjährige Zusatzstudiengänge.
Legal Letters' Master
Haben Sie in Deutschland das erste oder das zweite juristische Staatsexamen absolviert, besteht die Möglichkeit, in den USA einen LL.M. zu machen. Insbesondere bietet sich diese Zusatzqualifikation an, um die Wartezeit zwischen dem deutschen Ersten Staatsexamen und dem Referendariat zu überbrücken.
Im Anschluss an den LL.M. haben Sie die Möglichkeit, das so genannte Bar Exam abzulegen. Amerikanische Studenten sind anschließend attorney at law. Das Bar Exam ist je nach Bundesstaat unterschiedlich schwierig – in New York (z. B. an der New York University, NYU) sind die Durchfallquoten besonders hoch. Wenn Sie nach dem LL.M.- Studium wieder zurück nach Deutschland gehen möchten, um dort zu arbeiten, lohnt sich da Bar Exam für Sie nicht.
Juris Doctor in den USA (J.D.)
Diesen Titel können Sie erwerben, wenn Sie an einer amerikanischen Law School eine dreijährige Studienzeit erfolgreich absolvieren. Der Erwerb des J.D. bietet sich insbesondere dann an, wenn Sie längerfristig in den USA leben und arbeiten möchten. Andernfalls ist der Erwerb des LL.M. eine gute und preisgünstige Alternative.
Andere juristische Programme
Der Master of Comparative Jurisprudence (M.C.J.) oder Master of Comparative Law (M.C.L.) ist ebenfalls ein Aufbaustudiengang und dauert ca. ein bis zwei Jahre. Weiterhin haben Absolventen des LL.M.- Programms die Möglichkeit, nach drei bis fünf Jahren den Doctor of Juridical Science (J.S.D.) oder Doctor of Science of Law (S.J.D.) zu erwerben. Der Erwerb dieses Titels bietet sich dann an, wenn Sie eine wissenschaftliche Laufbahn in den USA einschlagen möchten.
Doctor of Medicine (M.D.)
Das Medizinstudium in den USA ist folgendermaßen aufgebaut: Zunächst besucht man für die Dauer von ca. zwei Jahren ein College für die so genannte premedical education. Dort werden hauptsächlich die Fächer Physik, Biologie und Chemie gelehrt.
Abgeschlossen wird das Studium mit dem B.S. Dieser Titel berechtigt die Absolventen allerdings noch nicht zur Aufnahme eines Medizinstudiums an einer Universität – er kann ebenfalls nicht mit dem Physikum der Medizinstudenten in Deutschland verglichen werden.
Um nach Abschluss des College-Studiums an der medical school einer Universität Medizin studieren zu können, sind weitere Zulassungsvoraussetzungen zu erfüllen. Erst dann erfolgt die Aufnahme an der Universität. Das Medizinstudium dauert dann ca. drei bis fünf Jahre; bei erfolgreichem Abschluss erhält man den Titel M.D. Das bedeutet aber nicht, dass man direkt in einem Krankenhaus als Arzt tätig werden könnte. Vielmehr sind zahlreiche internships (Praktika) und/oder eine Ausbildung in einem Spezialgebiet erforderlich, welche graduate medical education genannt wird. Anschließend muss das Examen des National Board of Medical Examiners bestanden werden – erst dann ist die medizinische Ausbildung abgeschlossen. Dieser Abschluss steht der deutschen Approbation gleich.
Wenn Sie als deutscher Student an einer amerikanischen Universität Medizin studieren möchten, ist dies unter Umständen mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Erstens sind die Kosten sehr hoch – sie können pro Jahr bis zu 30.000 $ betragen. Weiterhin ist ein Medizinstudium in den USA mit strengen Zulassungsvoraussetzungen verbunden. Die Möglichkeit, direkt nach dem deutschen Abitur an einer Medical School zu studieren, besteht nicht. Sie müssen zunächst die zweijährige College education durchlaufen, die, wie bereits erwähnt, keine Garantie für die Aufnahme an der Universität darstellt. Optimal für deutsche Medizinstudenten ist deshalb ein mehrmonatiges Praktikum in einem amerikanischen Krankenhaus.
M.B.A.
Um den Titel M.B.A. zu erwerben, besuchen amerikanische Studenten nach der High School zunächst für die Dauer von vier Jahren ein College, an dem sie den B.S. oder den B.A. erwerben. Anschließend arbeiten sie für drei bis fünf Jahre in einem Unternehmen, bevor sie an einer graduate school den M.B.A. erwerben können. Der Erwerb des M.B.A. dauert wiederum ca. zwei Jahre. Wenn Sie als deutscher Student in den USA einen M.B.A. erwerben möchten, können Sie dies direkt nach Ihrem in Deutschland abgeschlossenen BWL-Studium tun. Bitte beachten Sie aber, dass amerikanische business schools großen Wert auf Berufserfahrung legen. Es empfiehlt sich deshalb zunächst einige Jahre in der Wirtschaft zu arbeiten und erst dann zum Erwerb des M.B.A. in die USA zu gehen.
Der Erwerb eines M.B.A. ist – insbesondere an einer amerikanischen Top-Universität – mit hohen Kosten verbunden. Ob sich der Aufwand für Sie lohnt, hängt von Ihren Zielen ab: Viele große Unternehmen setzen den Erwerb des M.B.A.- Titels jedoch voraus, um den Weg ins Top-Management zu gehen.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus Studieren in den USA. Klicken Sie hier, um ein Exemplar zu bestellen.