Allerdings muss man eine kleine Einschränkung machen: Arbeitnehmer ohne Ausbildung und Qualifikation im Beruf haben es auch in Österreich verdammt schwer, eine Arbeitsstelle zu finden.
Wer aber einen Lehrabschluss in der Tasche hat, Berufserfahrung oder ein abgeschlossenes Studium oder eine berufsspezifische Fortbildung nachweisen kann, der darf sich durchaus berechtigte Hoffnungen auf eine Anstellung machen. Natürlich muss man auch in Österreich damit rechnen, dass es nicht gleich nach dem ersten oder zweiten Vorstellungsgespräch mit einer Anstellung klappt. Aber wer in Deutschland Hunderte von erfolglosen Bewerbungen geschrieben hat und dann den Entschluss fasst, in einem anderen Land noch einmal neu zu beginnen, der lässt sich auch von ein paar Absagen mehr oder weniger nicht frustrieren. Die Chancen auf einen Arbeitsplatz sind derzeit in Österreich auf jeden Fall um ein vielfaches höher als in Deutschland.
Internetbörsen und Zeitarbeitsfirmen
Viele Internetarbeitsbörsen bieten inzwischen ihre Dienste an. Wer zielorientiert suchen möchte, der kann sich in Deutschland schon einmal auf der Internetseite www.rekruter.de umschauen, die auch freie Stellen in Österreich in der Kartei hat.
Wer sich lieber gleich auf österreichischen Märkten umsehen möchte, kann sich grundlegende Informationen über die Seiten des Arbeitsmarktservice Österreich holen, auch hier sind freie Stellen in den unterschiedlichen Bundesländern verzeichnet.
Zudem bieten im Nachbarland zahlreiche Zeitarbeitsfirmen ihre Dienste an. Wer in Vorarlberg, also dem kleinsten und westlichsten Bundesland der Republik Österreich, ansässig werden möchte, hat die Möglichkeit, einmal über die Grenzen Richtung Liechtenstein oder Schweiz zu blicken. Auch hier werden immer wieder gut ausgebildete Arbeitnehmer gesucht. Und wer es schafft, über eine Zeitarbeitsfirma dort einen Arbeitsplatz zu finden, der hat zumindest schon mal einen „Fuß in der Tür“ und kann sich dann weiter und in Ruhe um eine Festanstellung Bemühen.
Ein Beispiel aus der Praxis
Ein kleines Beispiel mag verdeutlichen, wie anders als in Deutschland sich die Arbeitsuche in Österreich, aber auch in der Schweiz und Liechtenstein gestalten kann. Ein Bekannter, jenseits der 50 – also auf dem deutschen Arbeitsmarkt schon kaum mehr zu vermitteln - und dazu noch in der Baubranche tätig, hatte nach Jahren der Arbeitslosigkeit in Deutschland die Nase gestrichen voll von der Perspektivlosigkeit und Hartz 4.
Nachdem er sich in Deutschland monatelang eine Absage nach der anderen eingehandelt hatte, dauerte seine Jobsuche in Vorarlberg gerade einmal vier Stunden. Er ging zu einer Zeitarbeitsfirma in der Schweiz, ließ sich für einen guten Job auf Zeit in der Baubranche anheuern, hielt bereits nach vier Monaten den Vertrag für eine Festanstellung in Händen und arbeitet als Grenzgänger mit Wohnsitz in Österreich auch weiterhin in der Schweiz. Inzwischen hat er Frau und Tochter nachgeholt.
Das ist nur ein Beispiel von vielen. Immer wieder sieht man auf den Straßen dieselben deutschen Kennzeichen, und kann schon bald erahnen, dass hier wieder ein Landsmann Brot und Arbeit in den Alpen gefunden hat. Viele von denen, die in Österreich arbeiten, aber immer noch eine enge Verbindung in die alte Heimat haben, erkennt man übrigens an der Jahresvignetten für österreichische Autobahnen, die bei Urlaubern eher selten anzutreffen sind.
Jobsuche aus Deutschland
Wer in Österreich arbeiten möchte, dem ist angeraten, sich schon von Deutschland aus um einen Job zu bemühen. Das ist weniger schwer als man denkt, und bei einem Vorstellungsgespräch zahlen viele Firmen sogar die Anreise und/oder die Unterkunft. Das Internet bietet im Bereich der Jobsuche ungeahnte Möglichkeiten, doch auch Lokalzeitungen sollten bei der Suche einbezogen werden. Besonders in den Wochenendausgaben finden sich oft genug seitenweise Stellenanzeigen, die es zu durchforsten gilt.
Nicht unberücksichtigt lassen sollte man zudem die Internetauftritte vieler österreichischer Firmen, die auch auf ihren Firmenseiten immer wieder auf offene Stellen aufmerksam machen. Selbst wenn die Einträge dort etwas älter sind, sollte man sich auf keinen Fall entmutigen lassen und ruhig noch einmal seine Bewerbungsunterlagen einreichen. Wer weiß, vielleicht gibt es in der Region gerade tatsächlich keine verfügbaren Mitarbeiter.
Die Stelle eines Bekannten war mehr als neun Monate lang auf der Internetseite seiner späteren Firma ausgeschrieben, ohne dass sich ein adäquater Bewerber gefunden hatte. In derselben Firma war ein Jahr später über Monate hinweg eine Stelle im Personalbüro unbesetzt geblieben: Auf eine Zeitungsannonce und die Ausschreibung auf der Firmen-Internetseite hatte sich nur eine einzige Bewerberin gemeldet.
Natürlich kann man auch nach Österreich fahren, um sich persönlich bei Firmen und Personalbüros vorstellig zu machen oder in Tourismusbetrieben und beim Arbeitsmarktservice direkt nach freien Stellen fragen. Bei manchen großen Firmen ist zudem am Firmentor noch heute öfter einmal eine Tafel mit freien Stellen zu finden. Wann hat man solches zuletzt in Deutschland gesehen?
Dieser Artikel ist ein Auszug aus Leben und Arbeiten in der Österreich.