Deutschland über dem europäischen Durchschnitt
In jedem europäischen Land gibt es ein Lohngefälle zwischen den Geschlechtern. Doch in Deutschland ist es mit 20 Prozent besonders hoch. Zum Vergleich: Die EU-Kommission hat in einer Untersuchung herausgefunden, dass der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen und Männern bei einem Unterschied von 16,2 Prozent liegt. Zwar bekamen Frauen noch zwei Jahre zuvor, im Jahr 2011, noch 17,5 Prozent weniger Gehalt als Männer – allerdings hat sich nicht das Gehalt von Frauen gesteigert. Vielmehr sind die Löhne von Männern aufgrund der Wirtschaftskrise gesunken. Zudem arbeiten zunehmend mehr Männer in Teilzeit.
Je höher die Position, umso größer die Gehaltskluft
Mit steigendem Gehalt und besserer Position verstärkt sich der Unterschied des Verdienstes zwischen Männern und Frauen. Bekommen ungelernte weibliche Kräfte etwa 9 Prozent weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen, so sind es bei Führungskräften satte 22 Prozent.
Im Westen ist der Unterschied noch gravierender
Doch nicht nur zwischen Männer und Frauen ist der Lohnunterschied groß. In den alten Bundesländern ist der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen größer als in den neuen Bundesländern. Führungskräfte verdienen im Westen 22,3 Prozent weniger, im Osten sind es nur 15,9 Prozent. Bei Fachkräften sind es in den neuen Bundesländern sogar nur 1,3 Prozent gegenüber 12,2 Prozent im Westen. Das liegt aber auch daran, dass in den neuen Bundesländern Frauen häufiger Vollzeit arbeiten. Außerdem unterbrechen Frauen im Osten ihre Berufstätigkeit für deutlich kürzere Zeiträume als ihre westlichen Kolleginnen. Doch auch ostdeutsche Männer verdienen schlechter als ihre westlichen Kollegen.
Derselbe Job, ungleicher Lohn
Viele Politiker und Statistiker führen den unterschiedlichen Lohn von Frauen und Männern auf die jeweilige Branchenwahl und Position innerhalb des Unternehmens zurück. Frauen belegen seltener Führungspositionen, heißt es. Doch ein Drittel der Lohnunterschiede können so nicht erklärt werden. Auch bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit verdienen Frauen weniger als Männer.
Woher kommen Lohnunterschiede?
Ein Drittel des Gehaltsunterschiedes zwischen Männern und Frauen kann nicht darauf zurückgeführt werden, dass Frauen tendenziell seltener Führungspositionen einnehmen und häufig in Teilzeit arbeiten. Das bedeutet, dass über 30 Prozent der Frauen nicht aus arbeitsplatzrelevanten Gründen geringer als Männer bezahlt werden. Auch bei vergleichbarer Qualifikation und Stelle verdienen Frauen durchschnittlich sieben Prozent weniger als Männer. Statistiker benennen allerdings auch das geringere Verhandlungsgeschick für Gehaltserhöhungen und familienbedingte Unterbrechungen als mögliche Faktoren. Diese sind allerdings auf Grund von fehlenden Analysen noch nicht untersucht worden.
Unternehmen in der Pflicht
Doch nicht nur die Frau trägt Schuld daran, dass ihre männlichen Kollegen mehr Geld in der Lohntüte haben. Auch Unternehmen, die schon vor einigen Jahren dazu aufgefordert worden sind, die Löhne ihrer Angestellten anzugleichen, ignorieren das bislang größtenteils. Bereits im Vorstellungsgespräch machen viele Chefs einen Unterschied. Sie kommen den männlichen Bewerbern oft entgegen hinsichtlich der Gehaltsvorstellung. Bei Bewerberinnen hingegen bieten sie ein geringeres Gehalt an.
Frauen sind häufig zu bescheiden
Weibliche Angestellte sind oft zu bescheiden, wenn es um die Einschätzung ihrer Qualitäten und Fähigkeiten geht. Das hat zur Folge, dass sie auch ihren verdienten Lohn geringer einschätzen als Männer. Beim nächsten Bewerbungsgespräch lohnt es sich also, die eigene Arbeit mehr wert zu schätzen und um einen höheren Lohn zu kämpfen. Oder man führt endlich das Gespräch zur Gehaltserhöhung mit dem Boss. Auf dem Karriereportal Stellenanzeigen werden nützliche Tipps zum Thema Gehalt und Gehaltsverhandlungen gegeben.
Frauen bekommen seltener Führungspositionen
Doch nicht nur die Bescheidenheit der Frauen ist ausschlaggebend für den geringeren Lohn. Oft bekommen Frauen erst gar nicht die lukrativen Stellen angeboten. Chefs trauen männlichen Angestellten mehr zu, so dass sie diese natürlich häufiger mit wichtigen, besser bezahlten Aufgabenbereichen betrauen. Ein erfolgreicher Abschluss eines bedeutenden Projektes kann wiederum zu einer besseren Position führen oder ein willkommener Grund für eine Gehaltserhöhung sein – alles Dinge, die der Angestellten damit von vornherein entgehen.
Männer nehmen seltener das Babyjahr
Auch wenn die Politik die Weichen gestellt hat: Noch immer gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen Männern und Frauen. Das Babyjahr absolvieren größtenteils die Mütter. Mit der einjährigen Pause sinken die erfolgreichen Wiedereinstiegsmöglichkeiten im Job. Wer mehr als 18 Monate Elternzeit macht, der riskiert drastische Lohndifferenzen.