Arbeiten in Deutschland

Managementkultur und Gehälter

Für viele ausländische Einwanderer ist die Arbeitsumgebung in Deutschland zunächst ungewohnt. Zwar ist die Arbeitszeit oftmals nicht lang, und in vielen Büros (vor allem im öffentlichen Sektor) endet der Arbeitstag oft schon um 16:00 Uhr nachmittags.

Die Arbeitsatmosphäre ist dafür jedoch meist hocheffizient, so dass private Gespräche oder "Leerlaufzeiten" nur ungern gesehen werden. Ausnahmen sind die Arbeitspausen (meistens 15 Minuten) sowie die Mittagspause (45-60 Minuten).

Die Managementkultur in Deutschland ist nach wie vor recht hierarchisch. Die Deutschen lieben gut durchdachte Arbeitspläne sowie sachbezogene Entscheidungen. Organisierte Meetings mit einer vordefinierten Agenda bilden die Basis für Gruppenentscheidungen. Pünktlichkeit wird großgeschrieben, und häufige Verspätungen können leicht zu einem schlechten Image führen.

Löhne und Gehälter

Deutsche Löhne und Gehälter gehören zu den höchsten in Europa. Viele Einstiegsjobs für Hochschulabsolventen werden mit mehr als €30,000 pro Jahr vergütet. Studentenjobs oder gering qualifizierte Jobs werden oftmals mit €6-15 pro Stunde vergütet, zumindest in den wirtschaftlich starken Regionen in Westdeutschland. Gehaltsangaben beziehen sich meist auf Bruttogehälter, also auf Gehälter vor dem Abzug von Steuern und Sozialabgaben. Da letztere jedoch oftmals mehr als 50% des Bruttoeinkommens ausmachen, sollten Sie Brutto- und Nettoangaben niemals durcheinanderbringen!

Ihr Gehalt wird als Monatsgehalt in Ihrem Arbeitsvertrag festgelegt, welcher ebenso zusätzliche Gehaltskomponenten und Boni definiert. Viele Arbeitgeber zahlen ein 13. Monatsgehalt, welches normalerweise zu Weihnachten anfällt oder zwischen Sommer und Dezember aufgeteilt wird. In einigen Managementpositionen erhalten Sie ggf. sogar ein 14. Monatsgehalt.

Da in Deutschland nur selten offen über Gehälter gesprochen wird, ist es oftmals schwierig, für eine bestimmte Position Vergleiche zu ziehen. Unter www.personalmarkt.de  können Sie gegen eine Gebühr eine Gehaltsanalyse erhalten, welche Ihre Branche, Ihre Position, Ihre Arbeitserfahrung sowie eventuelle regionale Differenzen in der Gehaltsstruktur berücksichtigt. Die Angaben in der Personalmarkt-Datenbank werden ständig aktualisiert und mit jeder zusätzlichen Gehaltsanalyse verfeinert. Gerade für Ausländer mit geringen Erfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt kann dies ein nützliches Tool für künftige Gehaltsverhandlungen sein.

Arbeitsmarktgesetzgebung

Um in Deutschland zu arbeiten, benötigen Sie ggf. eine Arbeitsgenehmigung (siehe auch unser Kapitel zu Arbeitsgenehmigungen). Ferner benötigen Sie eine Lohnsteuerkarte sowie eine Sozialversicherungsnummer. Lohnsteuerkarten werden von Ihrem lokalen Einwohnermeldeamt ausgestellt, bei dem Sie Ihren Wohnort angemeldet haben. Für Sozialversicherungsnummern ist die Rentenversicherungsanstalt zuständig.

Bei Ihrem Jobantritt wird Sie Ihr Arbeitgeber normalerweise registrieren und Ihnen einen Sozialversicherungsausweis geben (letzterer ist nur für einige Branchen notwendig). Bei Rückfragen sollten Sie sich an Ihren Arbeitgeber oder Ihre Krankenversicherung wenden.

Arbeitsmarktregulierungen

Deutschland hat einen der weltweit am höchsten regulierten Arbeitsmärkte. Sowohl mit als auch ohne Arbeitsvertrag haben alle Angestellten folgende Rechte:

Kündigungsfristen sind ebenfalls gesetzlich geregelt. Individuelle oder tarifrechtliche Verträge können jedoch oftmals längere Kündigungsfristen als die gesetzlichen vorsehen. Arbeitsbedingungen, die die rechtlichen Minimalanforderungen nicht erfüllen, sind rechtlich nicht bindend.

Das Tarifrecht

Neben den gesetzlichen Vorschriften existiert in Deutschland das sogenannte Tarifrecht. Unter dem Tarifrecht können Arbeitgeberverbände und Arbeitnehmervertretungen (Gewerkschaften) bindende Rahmenverträge für eine gesamte Branche abschließen. Unter diesen Tarifvereinbarungen werden Löhne, Arbeitszeiten, Urlaubsansprüche und Kündigungsfristen festgelegt. Die meisten Arbeitnehmer arbeiten noch immer unter dem Tarifrecht. Aufgrund des härteren Wettbewerbs sind in den vergangenen Jahren jedoch immer mehr Unternehmen zu individuellen und damit flexibleren Gehaltsverhandlungen übergegangen.

Das Betriebsverfassungsrecht

Das Betriebsverfassungsrecht regelt das Verhältnis von Arbeitgebern und Arbeitnehmern am Arbeitsplatz. In größeren Unternehmen wählen die Arbeitnehmer einen sogenannten Betriebsrat, der unter anderem für die Vertretung der Arbeitnehmerinteressen am Arbeitsplatz zuständig ist. Falls Sie an Ihrem Arbeitsplatz Probleme haben, sollten Sie sich zunächst an den Betriebsrat wenden.

In Unternehmen mit mehr als 2000 Angestellten gilt das sogenannte Mitbestimmungsgesetz von 1975. Nach diesem Gesetz muss in den Aufsichtgremien des Unternehmens ein bestimmte Anzahl von Arbeitnehmervertretern vertreten sein. Nach dem Mitbestimmungsgesetz haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine gemeinsame Verantwortung bei der Gestaltung der Firmenpolitik.


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