Staatliche Unterstützung für ausländische Studenten

Wie das Studium finanzieren?

Kommen ausländische Studenten nach Deutschland, wähnen sie sich im ersten Augenblick im Paradies: in Deutschland gibt es nur an wenigen Hochschulen Studiengebühren. Baden-Württemberg plant zwar die Einführung von Semestergebühren in Höhe von 1.500€ für ausländische Studenten, doch das ist eher die Ausnahme.

Der positiven Entdeckung der überwiegend fehlenden Studiengebühren in Deutschland folgt schon bald die Ernüchterung, denn das Leben in Deutschland ist im Vergleich zum Herkunftsland häufig erheblich teurer. Im internationalen Ländervergleich  der Lebenshaltungskosten von insgesamt 97 Staaten liegt Deutschland auf Platz 25.

Die Schweiz ist am teuersten, mit einigem Abstand folgen die Länder Norwegen, Island, Dänemark und Singapur. In den Nachbarländern Österreich, Italien, Niederlande, Belgien und Frankreich lebt es sich ebenfalls teurer, als in Deutschland. Doch wer zum Beispiel aus Argentinien, Spanien, Portugal oder der Slowakei kommt, der wird tiefer in die Tasche greifen müssen, also zuhause.

Kurzum: Ausländische Studenten brauchen Geld, um ihr Studiums und ihr Leben in Deutschland zu finanzieren. Welche staatliche Unterstützung dafür zur Verfügung steht und welche Alternativen es gibt, ist jetzt Thema.

BAföG – Berufsausbildungsförderungsgesetz

Die zentrale Option, ein Studium in Deutschland staatlich zu fördern, stellt das BAföG dar. Das BAföG besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist ein Zuschuss. Das bedeutet, das BAföG muss zum Teil nicht zurückbezahlt werden. Dieser Zuschuss macht die Hälfte des aufgenommenen Darlehens aus.

Die andere Hälfte ist ein zinsloses Darlehen auf Staatskosten. Dieses Darlehen muss auf jedem Fall zurückbezahlt werden. Der frühestmögliche Rückzahlungstermin beginnt fünf Jahre nach Ablauf der Regelstudienzeit. Der deutsche Staat will allerdings nicht mehr als 10.000€ zurückhaben. Wie viel Geld jeder bekommt, hängt von der persönlichen Situation ab. Ein maximaler Satz von aktuell 735€ pro Monat steht auch für ausländische Studenten zur Verfügung.

Nicht alle ausländischen Studenten haben Zugriff auf BAföG, denn die Einkommenssituation der Eltern spielt eine Rolle. Außerdem sind weitere persönliche Voraussetzungen sowie der Aufenthaltsstatus ausschlaggebende Faktoren:

Alternative 1: Studienkredit beantragen

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hält Studienkredite bereit, die unter bestimmten Voraussetzungen auch von EU-Ausländern und von Bürgen aus Drittstaaten beantragt werden können. Es handelt sich hierbei um das Programm 174 mit der Bezeichnung Kfw-Studienkredit . Antragsberechtigt sind

Der Kredit dient zur Finanzierung der Lebenshaltungskosten, das Studienfach spielt keine Rolle. Auch ist es unerheblich, ob Studierende ein Vollzeitstudium, ein Teilzeitstudium oder ein berufsbegleitendes Studium absolvieren. Selbst Fernstudiengänge sind über den KfW-Kredit finanzierbar.

Jedoch ist zu beachten, dass am Ende der Laufzeit eine Rückzahlung verlangt wird. Für alle, die möglichst schnell diese Rückzahlung leisten wollen, ist auch ein Sofortkredit  zu empfehlen. Natürlich sollten die Konditionen der Rückzahlung mit den Konditionen des Kredits verglichen werden. Nur, wenn die Zinsen nach Rückzahlung des Sofortkredits geringer sind, ist diese Variante sinnvoll.

Zur Info: Der Zinssatz des genannten KfW-Studienkredit liegt im Mai 2017 bei 3,48% effektiv. Der Zinssatz wird halbjährlich angepasst. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, vor Aufnahme des Kredits immer alle aktuellen Informationen zu den Konditionen einzuholen.

Alternative 2: Stipendium beantragen

Ausländische Studierende können in Deutschland auf verschiedene Stipendien zugreifen. Sie sind das Pendant zu den Stipendien, die Deutsche zur Studienfinanzierung im Ausland nutzen können. Der Deutsche akademische Austauschdienst (DAAD) hält auf seiner Internetseite eine umfassende Recherchedatenbank zu seinen Stipendien-Angeboten bereit. Die Stipendien werden in Abhängigkeit vom Fach, vom Status und vom Herkunftsland vergeben.

Otto-Benecke-Stiftung e.V. (OBS)

Die OBS setzt sich schon seit über 50 Jahren für die Integration und Qualifikation von ausländischen Studierenden ein. Die Themen Studium, Arbeitsmarkt sowie Jugend in der Arbeit stehen oben auf ihrer Agenda. Ziel ist, die gesellschaftliche Akzeptanz von ausländischen Menschen in Deutschland zu erhöhen. Ein Antrag kann jederzeit gestellt werden.

Friedrich-Ebert-Stiftung

Die Friedrich-Ebert-Stiftung übernimmt Kosten für die Lebenshaltung, für Studienmaterialien und Hochschulgebühren. Außerdem erhalten die Begünstigten neben dem Geld eine ideelle Förderung. Ihnen stehen Unternehmer und andere Studenten zur Seite, um den Aufenthalt in Deutschland erfolgreich zu gestalten. Wer bei der Friedrich-Ebert-Stiftung ein Stipendium erhält, verpflichtet sich dazu, die Stiftung zu unterstützen. So müssen zum Beispiel Vorträge gehalten werden, um von den Aktivitäten und der Unterstützung durch die Stiftung zu berichten und diese publik zu machen.

Heinrich-Böll-Stiftung e.V. (hbs)

Die Heinrich-Böll-Stiftung e.V. hat einen politischen Hintergrund. Mit einem ökologischen und basisdemokratischen Ansatz hat die Stiftung das Ziel, auch Frauen zu fördern und beim Studium zu unterstützen. Begabte werden ebenfalls aus dem Fonds gefördert.

Stiftung der Deutschen Wirtschaft (swd)

Die Stiftung der Deutschen Wirtschaft ist ganz klar an leistungsstarke Studenten und Promovierende gerichtet. Der Fachbereich und die Art der Hochschule sind zweitrangig. In erster Linie geht es darum, Studenten mit guten Aussichten auf Erfolg in der Wirtschaft Unterstützung zukommen zu lassen. Die swd verfolgt außerdem einen speziellen Zweig, der sich an Lehramtsstudierende richtet. Dieser Teil der Stiftung steht an der Schnittstelle zwischen Schule und Hochschule bzw. Schule und Ausbildung. Mit den Programmen

tut sich diese Stiftung bei ausländischen und deutschen (angehenden) Studierenden hervor. Eine Bewerbung ist jederzeit möglich.

Studium in Deutschland mit staatlicher und privater Unterstützung

Die öffentlichen Gelder sitzen in Deutschland nicht lockerer, als anderswo. Antragswege sind einzuhalten, Voraussetzungen formal zu erfüllen. Wer keinen Zugriff auf staatliches Geld bekommt, kann einen Studienkredit aufnehmen oder sich bei einer Stiftung bewerben. Und wenn gar nichts mehr geht, dann lässt sich immer noch ein Nebenjob aufnehmen, um das nötige Geld für das Studium zu verdienen.


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