Während die europäischen Erwerbsquoten mit dem allgemeinen Abschwung der Volkswirtschaften der EU-Mitgliedstaaten leiden, suchen die deutschen Schlüsselindustrien weiterhin händeringend nach gut ausgebildeten Arbeitskräften.
Die Personalvermittler für deutsche Unternehmen haben ihre Augen Richtung Süden gerichtet, um offene Stellen mit den besten und hellsten Köpfe aus Spanien, Portugal, Griechenland und Italien zu füllen.
Hochqualifizierte Fachkräfte sind heißbegehrt, die meisten von ihnen werden für die oberen Ränge der aufkeimenden Fertigungsindustrie in Deutschland gesucht, ganz zu schweigen von anderen Arten von komplexen technischen Positionen, wie z. B. dem Ingenieurwesen, der Architektur und den IT Jobs .
Die Freizügigkeit der Arbeitnehmer ist eines der Grundprinzipien der EU und obwohl sich die Migration von Arbeitskräften in wirtschaftlich guten Zeiten nur langsam entwickelte, hat die aktuell anhaltende Rezession eine große Anzahl von qualifizierten und unqualifizierten Arbeitskräften angespornt, sich innerhalb der Grenzen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu bewegen. Während sich Spaniens Arbeitslosenquote von 24,4% weiterhin spiralförmig verschlechtert, erscheint Deutschland immer mehr als attraktive Option für Top-Arbeitnehmer.
Während die hochqualifizierten Arbeitnehmer, die keine geeignete Beschäftigung in ihrem Heimatland finden, sich über die Vielfalt der Möglichkeiten freuen, die sie erwarten, wenn sie bereit sind, nach Deutschland und in seine großen Städten, abgelegenere Orte und zu anderen Beschäftigungsplätzen zu ziehen, haben die notleidenden Volkswirtschaften im Süden Europas Bedenken eines “Wissensexodus” zum Ausdruck gebracht. Derweil die deutschen Schlüsselindustrien vom Zustrom der hochqualifizierten und hochmotivierten Fachkräften profitieren, könnte es auch bedeuten, dass die Länder mit maroden Volkswirtschaften weiter hinterherhinken und sich die Rezession dort länger halten könnte.
In einem Interview mit der New York Times bestätigte César Castel, der Director of Operations für die spanische Niederlassung der Schweizer Firma Adecco Headhunting: "Diese Generation von jungen Menschen, die unser Land verlassen, sind die am besten qualifizierten Arbeitnehmer, die wir jemals hatten. Dies alles bedeutet einen riesigen Investitionsverlust für Spanien. Im Durchschnitt kostet es 60.000 Euro, einen Ingenieur auszubilden, welcher dann nach dem Abschluss das Land verlässt." Herr Castel sagte weiterhin, dass die Rezession die Arbeitsweise von Adecco völlig verändert hat. Während Adecco früher nach ausländischen Mitarbeiter für spanische Unternehmen suchte, rekrutieren sie jetzt meist spanische Experten für Jobs in der IT- und Gesundheitsbranche oder im Ingenieurswesen in Deutschland.
Das klingt nach düsteren Aussichten für Spanien und andere südeuropäische Volkswirtschaften, aber die Personalvermittlungs-Experten glauben, dass in den nächsten zwei Jahren rund 90% der spanischen Hochqualifizierten wieder in ihr Heimatland zurückzukehren werden, sollte es gelingen, das ökonomische Ruder herumzureißen. Sie sehen die aktuelle Situation als eine vorübergehende finanzielle Entlastung für die hochqualifizierten Arbeitnehmer, denen im Ausland häufig das doppelte Gehalt als in der Heimat geboten wird, wo keine Arbeitsplätze in ihrer Branche angeboten werden.