Die Niederländer lieben Kinder und bieten deshalb einer schwangeren Frau und ihrem Partner eine Vielzahl von Angeboten, damit sie in die Rolle als Eltern hineinwachsen.
Unter normalen Umständen wird eine Schwangerschaft durch den Hausarzt und eine Hebamme begleitet; wenn man sich sicherer dadurch fühlt, kann man auch durch einen Gynäkologen begleitet werden. Verschiedene medizinische Indikationen verlangen das sowieso.
Pränatale Untersuchungen können, sofern man das will, ambulant in einer gynäkologischen Abteilung durchgeführt werden. Dies geschieht nach Überlegung mit der Hebamme und dem Hausarzt oder dem Gynäkologen. Die Intuition und der Wille der zukünftigen Mutter werden hier wie vielleicht in keinem anderen Land in Europa berücksichtigt und ernst genommen. Eine enorme Auswahl an Schwangerschaftskursen, in denen man alles über die Geburt bis zur Versorgung des Babys im ersten Lebensjahr lernt, esoterische Kurse, Yoga und Gymnastikunterricht helfen, den Weg in die Mutterrolle zu finden.
Mit Schmerzmitteln sind die Niederländer sehr zurückhaltend. Wer sie unbedingt wünscht, kann sie erhalten; es wird jedoch dazu geraten, die Geburt ohne Medikamente durchzustehen. Für das Kind ist das meist auch besser. Bei einem Kaiserschnitt gelten natürlich andere Gesetze. Bleibt Zeit, wird auch hier die Periduralanästhesie der Vollnarkose vorgezogen.
Die meisten niederländischen Frauen wählen die Hausgeburt. Auch wer ohne Komplikationen im Krankenhaus entbindet, kann, wenn er möchte, noch am selben Tag wieder nach Hause gehen. Auch hier wird die häusliche Situation berücksichtigt. Wer kleine Kinder hat und lieber Ruhe wünscht, darf noch einen Tag länger bleiben.
Arbeitenden Müttern wird 16 Wochen bezahlter zwangerschapsverlof gewährt. Meistens wird dieser vier bis sechs Wochen vor der Geburt begonnen – auch das hängt vom Willen der Mutter und der individuellen Situation zu Hause und am Arbeitsplatz ab. Auch Väter dürfen am Tag der Geburt und zwei Tage danach bezahlt der Arbeit fernbleiben.
Während der Schwangerschaft ist es üblich, sich in eine Heimpflegeorganisation (Thuiszorg) einzuschreiben; man erhält dann nach der Geburt eine Kinderkrankenschwester, die zu Hause eine Woche lang bei der Versorgung des Babys und den Haushaltspflichten hilft.
Abortus ist in den Niederlanden erlaubt bis zu dem Moment, in dem ein Fötus außerhalb des Körpers der Mutter lebensfähig ist, d. h. bis zur 24. Schwangerschaftswoche. Um sicher zu sein, führen Ärzte meistens nach der 22. Woche keinen Abortus mehr durch.
Es gibt 16 Abortuskliniken in den Niederlanden. Allein sie sind befugt, den Schwangerschaftsabbruch durchzuführen. Eine Frau beschließt selbst, wann sie sich zu diesem Schritt gezwungen fühlt. Das Abbrechen der Schwangerschaft ist in einem entsprechenden Gesetz geregelt (wet afbreken zwangerschap, waz).
Dieser Artikel ist ein Auszug aus Leben und arbeiten in den Niederlanden. Klicken Sie hier, um ein Exemplar zu bestellen.