Wie in Deutschland so wird auch in Italien viel Wert auf die Bewerbung gelegt. Bedenken Sie, dass aus ihr ersichtlich werden muss, wie wichtig es Ihnen ist, die Arbeitsstelle zu erhalten.
Enthalten Ihr Anschreiben oder der Lebenslauf Flüchtigkeitsfehler oder andere leichtfertig entstandene Mängel, so muss der Personalchef (capo di persaleon) davon ausgehen, dass Sie es nicht sonderlich ernst meinen. Bei der inhaltlichen Ausarbeitung kommt es darauf an, dass Sie keine standardisierten Bewerbungen übernehmen, denn jede Anzeige verlangt nach einer neuen Bewerbung, die auf die speziellen Bedürfnisse der Unternehmen eingeht.
So wie jede Stellenanzeige individuell ausgearbeitet ist, so sollte auch Ihre Bewerbung ein „Maßanzug“ sein, der exakt auf die Anzeige zugeschnitten ist. Das erfordert viel Zeit und Geld. Der Adressat Ihrer Unterlagen weiß das sehr gut und kann aus Erfahrung einschätzen, ob Sie sich mit vollem Einsatz oder nur halbherzig an die Ausarbeitung der Dokumente begeben haben.
Italienische Bewerbungen zeichnen sich durch ihren knappen Stil aus und ähneln deutschen Kurzbewerbungen. Sie bestehen oft nur aus insgesamt zwei Seiten und beinhalten die wesentlichsten Angaben zur Person. Die Einsicht in Ihre Zeugnisse erfolgt erst beim Bewerbungsgespräch. Hat der Arbeitgeber kein Interesse an einer Zusammenarbeit, verbleiben Ihre Unterlagen beim Unternehmen. Eine Absage erhalten Sie für gewöhnlich nicht.
Trotzdem kostet Sie eine Bewerbung nicht mehr Geld, weil das Verschicken von Bewerbungsmappen und das in Deutschland gefragte Lichtbild unüblich sind. Die Unterlagen können gefaltet und in einem handelsüblichen DIN-lang-Umschlag verschickt werden. Zumal der postalische Weg mittlerweile aus der Mode gekommen ist, gestaltet sich auch der Versand unkompliziert und kostengünstig. Beim Gebrauch elektronischer Post gelten dieselben formalen Anforderungen wie bei der Ausarbeitung einer herkömmlichen Bewerbung. Gerade weil die tägliche Nutzung der elektronischen Post oft privater Natur ist, sollte man darauf achten, keine Umgangssprache einzusetzen.
Der italienische Buchmarkt bietet einige Sachbücher zum Thema Bewerbungen. Wie in Deutschland verdeutlichen diese Ratgeber, dass so manches Urteil auf persönlichem Geschmack fußt. Die „perfekte“ Bewerbung – sofern es sie gibt – ist immer eine Mischung aus korrekter Arbeitsweise und dem Erfüllen der Lesererwartungen. Ob Sie sich der idealen Bewerbung nähern, merken sie anhand der Reaktionen, die diese verursacht.
TIPP: Versuchen Sie, sich in die Lage des Personalchefs zu versetzen. Wem würden Sie den Vorzug geben? Orientieren Sie sich beim Schreiben gezielt an den Qualitäten, die mit der Tätigkeit verbunden werden und die Sie im Beruf ausüben möchten.
Eine Bewerbung ist immer Marketing in eigener Sache. Stellen Sie sich von der günstigsten Seite und im besten Lichte dar. Versuchen Sie sich möglichst gut zu verkaufen. Sie sind das Produkt, seine Reklame ist ihre Bewerbung, die den Leser zu einer Begegnung mit Ihnen veranlassen soll. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen Sie „aussagekräftige Bewerbungsunterlagen“. Wenn Sie keine einnehmende Überzeugungsarbeit mit dem Lebenslauf leisten, können Sie sich auch das Anschreiben sparen – es würde ungelesen im Papierkorb landen.
Der italienische Lebenslauf (curriculum vitae, kurz CV) erfüllt dank des knappen Anschreibens eine zentrale Funktion. Der maximale Umfang beträgt anderthalb bis zwei Seiten und enthält die wesentlichen Einzelheiten Ihrer beruflichen Laufbahn bzw. Ihres Bildungsgangs. Er enthält kein Passbild, außer es wird ausdrücklich danach verlangt. Fügen Sie Ihrem curriculum trotzdem eines bei, heben Sie sich automatisch von anderen Bewerbern ab, was aber nicht notwendigerweise bedeutet, dass Ihre Bewerbung besser ankommt.
Um erfolgreich zu sein, müssen Sie einen Spagat leisten: Einerseits dürfen Sie nicht von allgemeinen Regeln abweichen, andererseits muss sich Ihre Bewerbung von den übrigen abheben. Das ist nicht immer eine Frage der Kreativität. Versuchen Sie, die herkömmlichen Regeln zu Ihrem Vorteil zu nutzen, anstatt neue Kriterien zu erfinden, die Ihre Bewerbung interessant machen könnten. So vermitteln Sie den Eindruck von Seriosität und Glaubwürdigkeit.
Vier Merkmale sollten Ihren Lebenslauf in jedem Fall auszeichnen:
Alle Lebenslauf-Angaben in Italien sind ansonsten auch die, die wir aus deutschen Bewerbungen kennen. Folgende Einzelheiten sollten aus dem Lebenslauf hervorgehen:
In Ihrem Fall ist es notwendig die Nationalität anzugeben. Da die größten Bedenken bei der Einstellung ausländischen Personals in den möglichen sprachlichen Barrieren begründet sind, sollten Sie Ihre Sprachkenntnisse anhand der Abstufungen Muttersprache (madre lingua), sehr gut (ottimo), gut (buono) und Schulkenntnisse (scolastico) benoten. Interessen und Hobbys dagegen werden nur aufgelistet, wenn Sie in direktem Bezug zum Beruf stehen. Sämtliche Informationen können sowohl chronologisch als auch antichronologisch angeordnet sein.
Sind alle Daten gesammelt und optisch ansprechend zu Papier gebracht, fehlt jetzt noch die Zustimmung zur Behandlung personenbezogener Daten gemäß dem decreto legislativo. Gegebenenfalls wird die Ausarbeitung eines Europass-Lebenslaufs (curriculum vitae europeo) gefordert. Dieser wurde 2002 von der Europäischen Union zur verbesserten Transparenz und Vergleichbarkeit eingeführt. Die einheitlichen Angaben haben den Zweck, den Lebenslauf übersichtlicher zu gestalten und verschiedene Methoden durch europaweite Standards zu ersetzen.
Für Sie ist der Europass-Lebenslauf außerdem von Vorteil, weil Sie die Formulare in den verschiedenen Sprachen als Dateien herunterladen und sofort mit der Eingabe Ihrer Daten beginnen können. Mehr Informationen hierzu gibt es auf www.europass-info.de. Hier bietet sich die Möglichkeit, Ihren Lebenslauf online zu erstellen. Alle wichtigen Informationen werden abgefragt und anschließend in geordneter Form aufbereitet, sodass Sie sich nicht mehr um die grafische Darstellung kümmern müssen.
Das Anschreiben, auf Italienisch lettera di accompagnamento, bedeutet wörtlich übersetzt „Begleitschreiben“ und wird seinem Namen auch gerecht. Denn in der Tat wird dieses Schreiben nach dem Lebenslauf gelesen und als nebensächlich angesehen. Das Augenmerk liegt primär auf dem Lebenslauf und den aus ihm hervorgehenden praktischen Erfahrungen und nachweisbaren Qualifikationen.
Im Anschreiben hingegen soll man schlüssig darstellen, warum man sich gerade für jenen bestimmten Job interessiert. Das Schreiben muss leicht verständlich und flüssig lesbar sein. Benutzen Sie für sich selbst die erste Person, bei persönlich adressierten Briefen das Lei, wenn keine bestimmte Person angesprochen wird das Voi und vergessen Sie nicht Datum und Unterschrift. Bei dem ersten und dem letzten Satz greift man für gewöhnlich auf feststehende Formeln zurück, die kaum voneinander abweichen. Im Betreff haben die Zeitung und das Datum der Anzeige zu erscheinen.
Die lettera di accompagnamento gibt also nicht in erster Linie Auskunft über die bisher gesammelten Arbeitserfahrungen, sondern informiert vielmehr über die Motivation. Fragen wie „Warum interessiert mich die Stelle?“ und „Weshalb entscheide ich mich gerade für dieses Unternehmen?“ müssen eindeutig und nachvollziehbar beantwortet werden. Daneben sollte man ebenso schlüssig, aber in knapper Darstellung erklären, warum und inwiefern man dem gewünschten Profil entspricht.
Die Einstellung eines neuen Mitarbeiters ist mit viel Aufwand verbunden. Bewerber, die die Arbeitsstelle als Übergangslösung betrachten oder lediglich einen finanziellen Anreiz sehen, können einen großen Schaden für das Unternehmen darstellen. Um den Unternehmen die Bedenken zu nehmen, ist nun Ihre Überzeugungskraft gefragt. Trotzdem wird Ihren Ideen nicht viel Raum gegeben: Das Anschreiben umfasst nur ein paar wenige Zeilen.
Handelt es sich um eine Initiativbewerbung (autocandidatura), kann es durchaus nützlich sein, in dem Schreiben ein Telefonat anzukündigen, das zehn Tage nach Versand erfolgt. So verleihen Sie Ihrer Bewerbung Nachdruck und können auch bei einer negativen Antwort, ohne aufdringlich zu sein, die Gründe für die Ablehnung erfragen. Sehr oft lohnt es sich, das Telefonat noch vor dem aufwändigen Verfassen der Unterlagen zu führen. So können Sie sich schon im Vorfeld Gehör verschaffen und bei einem grundsätzlichen „Nein“ überflüssigen Aufwand vermeiden. Wer den direkten Kontakt sucht und im Unternehmen vorspricht, erfährt außerdem die Kriterien, nach denen Personalchefs einstellen.
Treten Sie stets selbstbewusst auf und unterstreichen Sie Ihre Kenntnisse. Sie sind kein Bittsteller sondern ein ernst zu nehmender Verhandlungspartner, dessen Mitarbeit das Unternehmen bereichern würde. Bei spontanen Bewerbungen kommt es noch mehr auf die genaue Charakterisierung der Stärken und Ambitionen an. So kann das Unternehmen auch nach längerer Zeit auf Ihr Angebot zurückkommen, weil es Ihren zukünftigen beruflichen Werdegang einzuschätzen vermag. Das bringt mit sich, dass eine Initiativbewerbung zwar nicht länger als eine Seite ist, aber ein normales Anschreiben im Umfang übertrifft.
In jedem Fall ist in Erfahrung zu bringen, wer für Ihre mögliche Einstellung zuständig wäre und an wen die Bewerbung zu adressieren ist. Anschreiben, die nicht persönlich adressiert sind, haben wenige Aussichten, ernst genommen zu werden. Das gilt besonders für Initiativbewerbungen bzw. Ihre autocandidatura. Sie erhöhen Ihre Chancen um ein Vielfaches, wenn Sie sich gleichzeitig schriftlich und telefonisch bemerkbar machen. Während in Deutschland die Suche nach dem persönlichen Kontakt aufdringlich und unseriös wirkt, ist sie in Italien ein unverzichtbarer Bestandteil Ihres Werbens.
Bei einem ersten Kontakt bietet es sich auch an, nach unbesetzten Stellen zu fragen. Ist die Antwort aufschlussreich, können Sie Ihr Anliegen präzisieren und auf die vakante Stelle beziehen. Schrecken Sie nicht davor zurück, Ihr „Vitamin B“ in Anspruch zu nehmen. Denn gerade in Italien, insbesondere in kleinen Betrieben, entscheiden Beziehungen und die Mund-zu-Mund-Propaganda über den Erfolg bei der Arbeitsplatzsuche. Wenn Sie noch nach den passenden Unternehmen Ausschau halten, können Sie die Gelben Seiten www.paginegialle.it bemühen oder die CD-ROM mit den Daten der italienischen Filialen deutscher Unternehmen anfordern. Zur umfassenden Recherche können Sie die Datenbanken der Handelskammern (www.infoimprese.it ) und der Guida Monaci SpA (www.italybygm.it ) heranziehen.
Der letzte Schritt besteht darin, einen hilfsbereiten und fähigen Ansprechpartner auszuwählen, der die Anschreiben gegenliest und Sie über Ihre Ungenauigkeiten und Fehler aufklärt. Falls Sie selber nicht von den Verbesserungsvorschlägen überzeugt sind, ist es ratsam, eine zweite Person um Rat zu fragen.
Referenzen wie Zeugnisse und Gutachten sind in der Regel nicht Teil der Bewerbung. Die Einsicht in diese Dokumente erfolgt erst beim Vorstellungsgespräch. Im Laufe des angestrebten Gesprächs werden Sie aufgefordert, diese vorzuzeigen. Da bei dieser Gelegenheit die Papiere im Original verlangt werden, sollten Sie sich rechtzeitig um eine lückenlose Dokumentation Ihres Werdegangs bemühen.
Bedeutender als diese Anlagen sind sehr häufig praktische Erfahrungen in dem Berufsfeld und persönliche Fürsprecher, die ihre Beziehungen spielen lassen können.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus Leben und arbeiten in Italien. Klicken Sie hier, um ein Exemplar zu bestellen.