Bis Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts sah die Hochschullandschaft in Österreich ziemlich einheitlich aus. Sie veränderte sich jedoch, als man im Jahr 1994 Fachhochschulen gründete und im Jahr 1999 sogar Privatuniversitäten zuließ.
Heute gibt es vier große Bildungssektoren, an denen man ein Studium in Österreich absolvieren kann, neben Universitäten, Fachhochschulen, Privatuniversitäten auch den nichtuniversitären Bildungssektor.
Unter diesem vierten Bereich, dem nichtuniversitären Bildungssektor, sind Pädagogische Akademien und Institute, die Religionspädagogischen Akademien und Institute, die Berufspädagogischen Akademien sowie die Land- und forstwirtschaftlichen berufspädagogischen Akademien und Institute zusammengefasst. An diesen Bildungseinrichtungen werden Lehrkräfte für die Pflicht- und Berufsschulen ausgebildet. Außerdem gibt es noch den Bereich der Medizinisch-technischen Akademien, die ebenfalls zum nichtuniversitären Bildungssektor zählen.
Zudem gibt es in Österreich zwölf Universitäten der Wissenschaften, sechs Universitäten der Künste und ein Universitätszentrum für postgraduale Weiterbildung. Drei der zwölf Unis bieten dabei das gesamte Fächerspektrum klassischer Universitäten an. Sie befinden sich in Wien, Graz und Innsbruck.
Fachhochschulen, die ja in Österreich noch relativ neu sind, sind über das ganze Land zu finden. Starteten sie vor rund zehn Jahren mit nur zehn Studiengängen, so werden aktuelle landesweit 231 Studiengänge angeboten, die sich vom Bauingenieurwesen über die Diätologie bis hin zur Verfahrens- und Umwelttechnik erstrecken.
Und während man noch in Deutschland um das Thema „Eliteuniversitäten“ streitet, hat man in Österreich bereits mit dem Jahr 1999 Privatuniversitäten zugelassen. Heute gibt es im ganzen Land zehn an der Zahl. Wer in Österreich eine private Universität betreiben möchte, deren Studiengänge zu einem anerkannten akademischen Grad führen, braucht dazu eine staatliche Anerkennung. Diese Anerkennung erfolgt in Form einer Akkreditierung. Zuständig dafür ist der Akkreditierungsrat, eine staatliche Behörde, die die Qualität von privaten Universitäten überprüft und zertifiziert und dadurch die Qualitätsentwicklung dieser Institutionen fördert. Bislang wurden als Privatuniversitäten anerkannt:
Anton Bruckner Privatuniversität mit Sitz in Linz, die zwölf verschiedene Studienrichtungen sowie drei Universitätslehrgänge in den Bereichen Klassische Musik, Jazz, Schauspiel und Zeitgenössischer Tanz anbietet. Dieses Angebot ermöglicht den Studierenden Abschlüsse als Bachelor of Arts oder Master of Arts, diese sind den Abschlüssen an europäischen Kunsthochschulen und -universitäten gleichgestellt:www.bruckneruni.at
Katholisch-Theologische Universität, die ebenfalls ihren Sitz in Linz hat. Sie bietet die Diplomstudiengänge in Katholischer Fachtheologie, Katholischer Religionspädagogik und ein Lehramtsstudium im Unterrichtsfach Katholische Religion an sowie ein Lizentiatsstudium Katholische Theologie und ein Doktoratsstudium Katholische Theologie an: www.ktu-linz.ac.at
Privatuniversität für Management (PEF) mit Sitz in Wien. Die berufsbegleitenden Studiengänge schließen mit den international anerkannten akademischen Graden Master of Business Administration (MBA) für eine Ausbildungen im General Management sowie dem Master und dem Master of Science für eine Management-Ausbildungen mit einem fachlichen Schwerpunkt ab: www.pef.at
Paracelsus, Private Medizinische Universität mit Sitz in Salzburg. Sie ist Österreichs erste Universität in privater Trägerschaft, die ein vollständiges Studium im Bereich Humanmedizin sowie ein postgraduelles Studium der Molekularen Medizin anbietet. Pro Jahrgang werden 42 Studenten aufgenommen: www.pmu.ac.at
Sigmund Freud Privat-Universität mit Sitz in Wien, eine humanwissenschaftliche Universität, welche sich besonders auf die Psychotherapiewissenschaft konzentriert. Hier wird weltweit zum ersten Mal Psychotherapiewissenschaft als Vollstudium angeboten: www.sfu.ac.at
Webster University, eine amerikanische Universität, die Undergraduate- und Graduate-Studien anbietet und ihren Hauptsitz in St. Louis, Missouri, in den USA hat. Weltweit studieren heute rund 14.000 Student an der Webster University: www.webster.ac.at
Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik mit Sitz in Hall. Sie bietet eine Vielzahl von Studiengängen mit unterschiedlichen Abschlüssen in verschiedenen Gesundheitsstudiengängen an: www.umit.at
TCM Privatuniversität Li Shi Zhen mit Sitz in Wien, die erste Privatuniversität für Traditionelle Chinesische Medizin: www.tcm-university.edu
Konservatorium Wien Privatuniversität mit zahlreichen Studiengängen rund um das Fach Musik: www.konservatorium-wien.ac.at
Privatuniversität der Kreativwirtschaft mit Sitz in St. Pölten. Hier werden unter anderem Innenarchitektur- und andere kreative Studiengänge angeboten: www.ndu.ac.at
Im Gegensatz zur deutschen Universitätslandschaft fehlen Fernuniversitäten ganz. Jedoch haben auch Studierende, die in Österreich leben, die Möglichkeit, sich an der Fernuniversität in Hagen einzuschreiben. Es gibt sogar drei Fern-Studienzentren, die sich in Bregenz, Steyr und Wien befinden. Außerdem bietet die Universität Linz inzwischen als erste und einzige österreichische Universität ein vollständiges Diplomstudium auf der Basis von E-Learning an
Das Studienjahr gliedert sich auch in Österreich in zwei Semester, wobei das Wintersemester vom 1. Oktober bis zum 31. Januar und das Sommersemester vom 1. März bis zum 30. Juni dauert. Die übrigen Monate gelten als Semesterferien. Seit dem Wintersemester 2001/2002 müssen Studierende an den Hochschulen des Landes Studiengebühren bezahlen. Allerdings sind die Studiengebühren auch in Austria nicht ganz unumstritten und die ein oder andere politische Partei versucht immer wieder einmal, sie zum Thema zu machen und vom Tisch zu bekommen.
Wer allerdings an einer Privatuniversität studieren möchte, der muss noch ein wenig tiefer in die Tasche greifen. Dort sind auch schon einmal Semesterbeiträge von bis zu 5.000 Euro fällig.
Grundvoraussetzung für ein Studium in Österreich ist die Matura oder ein gleichwertiger Abschluss wie das deutsche Abitur. Zur Aufnahme eines Kunststudiums ist allerdings, darauf weißt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur auf seiner Internetseite gezielt hin, in vielen Fällen die Reifeprüfung nicht erforderlich, doch ist in jedem Fall eine Zulassungsprüfung abzulegen. Dafür ist es je nach Eigenart des Studiums notwendig, bereits geraume Zeit vorher selbst künstlerische Werke herzustellen oder ein Musikinstrument zu spielen. In jedem Fall sollte sich derjenige, der ohne Matura ein solches Studium aufnehmen möchte, Kontakte zu den Universitäten knüpfen und sich detailliert über die Aufnahmebedingungen informieren.
Zudem gibt es auch in Österreich Studiengänge an Universitäten, bei denen es bestimmte Zulassungsbestimmungen gibt. Ansonsten müssen sich alle Interessierten direkt bei der Universität um einen Studienplatz bewerben, an der sie studieren möchten.
Wer sich um einen Fachhochschulstudiengang bewerben möchte, muss zunächst ein Aufnahmeverfahren an der jeweiligen Fachhochschule durchlaufen. Diese Tests variieren von Fachhochschule zu Fachhochschule. Deshalb sollte man sich auf jeden Fall Informationen vor Ort besorgen. Eine Übersicht aller österreichischen Fachhochschulen findet sich auf www.fachhochschulen.at . Dort finden sich auch Bewerbertipps, die man sicher beherzigen sollte.
Österreichische Studierende - und in bestimmten Ausnahmefällen auch Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft - können eine Studienbeihilfe beantragen. Die Voraussetzungen der staatlichen Studienbeihilfe sind soziale Bedürftigkeit und günstiger Studienerfolg. Die Studienbeihilfen liegen gewöhnlich zwischen 180 und 7800 Euro jährlich und werden in zwölf Monatsraten ausbezahlt. Anträge sind bei der Studienbeihilfenbehörde zu stellen. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Formen von Stipendien, die der Studierende beantragen bzw. um die er sich bewerben kann.
Und deutsche Studierende, die als Grenzgänger in Österreich studieren oder in Österreich nur ein Teilstudium absolvieren, sollten - bei Bedürftigkeit - auch einmal beim deutschen BAföG-Amt nachfragen, denn auch sie können von dieser Stelle durchaus eine Förderung bekommen.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus Leben und Arbeiten in der Österreich.