Was die Urlaubsplanung nach den USA angeht, sind wir Deutschen konservativ: Los Angeles, New York City, der Südzipfel von Florida. Das sind die beliebtesten US-Ziele der Germans. Und auch wenn ein Urlaub längst nicht ausreicht, um diese Destinationen vollumfänglich zu entdecken, sollte man mit dem Fernziel Auswandern auch bei der Reiseplanung etwas wie ein „Ami“ denken.
Denn wenn die im eigenen Land reisen (was sie schon deshalb sehr gerne tun, weil innerhalb der US-Grenzen fast sämtliche Landschaftsformen und Klimazone der Erde vertreten sind), decken sich ihre Ziele nur teilweise mit denen der Deutschen. Doch wohin reisen „die Amerikaner“ eigentlich, wenn sie den Pass zuhause lassen möchten? Ein paar dieser Orte zeigen wir nun. So viel schon vorweg: Darunter finden sich viele Orte, welche mit dem kulturellen Selbstverständnis als Americans zu tun haben.
1. Hawaii
Eigentlich mag dieser erste Punkt gemogelt wirken. Denn schließlich liegt Hawaii auf halber Strecke zwischen den kontinentalen USA und dem asiatischen Festland. Aber die lange Geschichte der vulkanischen Inselgruppe beinhaltet eben auch, dass sie 1959 ein vollwertiger US-Staat ist.
Und das ist es auch, was Hawaii so beliebt macht: Es ist dem Gefühl nach eine andere Welt. Es ist kaum möglich, sich weiter von America zu entfernen. Doch der Insel-Staat ist eben in vielerlei Hinsicht hundertprozentig amerikanisch. Gemischt mit dem tropischen Feeling sorgt das dafür, dass jährlich Millionen Amerikaner den von Kalifornien aus fünfstündigen Flug auf sich nehmen, um „Amerika abseits von Amerika“ zu erleben. Da das übrigens nicht ganz günstig ist, ist Hawaii vornehmlich ein Ziel für erste und zweite Flitterwochen sowie Urlaube, die man sich für eine sonstige außergewöhnliche Gelegenheit gönnt.
Für Amerikanier ist Hawaii (hier Maui) die exotischste Destination – für die man aber eben keinen Reisepass benötigt.
Bild: 'Island of Maui - Aerial Panorama - Hawii' von Joe
2. Las Vegas
Zumindest was die Ziele innerhalb des CONUS anbelangt, der Continental/Contiguous United States, also Festland-Amerika minus Alaska, dürfte Las Vegas die kürzeste Geschichte aufweisen. Denn nach der Erstbesiedelung des Gebiets 1905 dauerte es noch bis 1931 und der Legalisierung des Glücksspiels, bis man wirklich von einer Stadt sprechen konnte. Doch trotz der kurzen Geschichte, die zudem auch untrennbar mit der Mafia verbunden ist, lebt und atmet die Stadt einen Mythos . Dabei ist es längst nicht nur das Glücksspiel, das jährlich 30 Millionen Amerikaner anzieht.
Es ist tatsächlich auch das liberale Heiratsgesetz, das hier zelebriert wird. Es ist die Tatsache, dass Las Vegas der wohl touristischste Ort Amerikas ist. Alles ist hier nur darauf ausgerichtet, den Anwesenden eine grandiose Zeit zu bereiten. Zwar gibt es auch andere Gewerbe, aber ein Großteil aller Vegas-ianer lebt irgendwie vom Tourismus. Hier gibt es den Eiffelturm ohne Transatlantikflug, die Sphinx ohne Ägypten. In der Nähe steht mit dem Hoover-Staudamm ein Beweis für amerikanische Ingenieurskunst und dazu existieren Myriaden Möglichkeiten für Zerstreuung und Kurzweil durch Spiel, Shows und Auftritte von Weltstars. Und so kommt es, dass Las Vegas für die Amerikaner vor allem eines ist, ein Ort, an dem man sich maximal touristisch bespaßen lassen kann. Allerdings: Wegen der vielen Kongresszentren finden sich hier auch zu jeder Zeit zehntausende Messe- und Tagungsbesucher.
What happens in Vegas stays in Vegas. Die Satdt hat deifnitv ihren ganz eigenene Charme und Reiz.
Bild: 'Welcome to Fabulous Las Vegas sign, Las Vegas Strip, Nevada, USA' von JFL Photography
3. The Alamo
Eigentlich ist es nur die Ruine einer ehemaligen Mission. Allerdings ist das Gebäude, das sich im Herzen des südtexanischen San Antonio befindet, ein Eckpfeiler amerikanischen Nationalstolzes: Hier fand 1836 die gleichnamige blutige Schlacht während des Krieges um die texanische Unabhängigkeit von Mexiko statt. Schon das ist für die geschichtsversessenen Amerikaner Reisegrund. Dass zu den Verteidigern von The Alamo auch noch schillernde Wildwest-Charaktere wie Davy Crockett und James Bowie (Namensgeber des Bowie-Messers) gehörten, macht die Sache noch interessanter.
Was allerdings die größte Bedeutung hat: Es war ein ungleicher Kampf. Eine Handvoll texanische Unabhängigkeitskämpfer gegen 3000 Mexikaner. Und obschon es mit einer Niederlage und dem Tod aller Verteidiger endete, ist The Alamo Sinnbild für Amerika: Selbstbestimmt, bis zum bitteren Ende für seine Ideale kämpfend. Viele Amerikaner lieben solcherlei Symbolik. Dabei ist die Ruine einerseits typisches „Klassenfahrt-Ausflugsziel“, andererseits wird sie gern von Familien frequentiert, häufig im Rahmen eines geschichtlich orientierten Roadtrips.
„Give me Liberty or give me Death!“ Kaum ein anderer US-Ort verkörpert dieses Motto so sehr wie die kleine Alamo-Station.
Bild: 'The Alamo, Texas' von emeraldphoto
4. Grand Canyon
18 Meilen breit, über eine Meile tief. Dazu unzählige Möglichkeiten, dieses Naturwunder per Helikopter, zu Fuß oder auch glasbodenbewehrtem, nervenkitzeldem „Skywalk“ zu erleben. Eine Kombination also, aus vielen Dingen, die durchschnittliche Amerikaner lieben: Große Szenerie und touristisch gut erschlossen.
Abermals gehört der Grand Canyon für so manche Schulklasse zum Reiseprogramm. Doch wie bei The Alamo sind es immer wieder Familien auf Roadtrip – und zudem auch eine ganze Menge Deutsche sowie Menschen anderer Nationen.
5. Cape Cod Bay
Man nehme eine Ecke der USA, die sowieso schon in den Sommermonaten ein reizvoller Badeort ist. Dann addiere man ein mit der US-Geschichte untrennbar verbundenes historisches Ereignis. Heraus kommt ein Ort, der Sommer-urlaubende Ostküstenbewohner ebenso anzieht wie auf Geschichtsspuren Wandelnde: Die Bucht von Cape Cod und die gleichnamige Halbinsel in Massachusetts. Hier, wo die Pilgerväter nicht nur erstmalig landeten, sondern wo auch sämtliche Örtchen der Plymouth-Colony zur ersten großen kolonialen Siedlung (neben der weniger bekannten Virginia Colony) zusammenwuchsen. Hier beginnt in den Köpfen der Amerikaner die Geschichte ihrer Nation, zumindest was die Besiedelung durch Europäer anbelangt. Und dorthin zu pilgern, ist für viele nicht nur interessant, sondern lässt sich bestens mit dem Strandurlaub verbinden.
Auch ohne den Pilgerväter-Hintergrund wäre Cape Cod ein Touristen-Klassikern, denn es verbindet reizvolle Landschaft mit tollem Klima.
Bild: 'Aerial of Cape Cod' von Jin
6. Die Smithsonian Institution
Es sollte klar sein, dass Washington DC generell für Amerikaner ein wichtiges Monument ihres Selbstverständnisses ist – das liegt schon in der Tatsache begründet, dass es eine Retortenstadt ist, die nur als Regierungssitz geplant wurde. Und natürlich wimmelt es zwischen Washington Monument, Weißem Haus und Kapitol nur so vor Schülergruppen und Familien. Aber eines wird dabei oft unter den Tisch fallen gelassen, das Smithsonian Institute.
Am einfachsten lässt es sich beschreiben, indem man den Vergleich zum Deutschen Museum in München zieht: Eine Ansammlung unzähliger Ausstellungsstücken, die mit Naturwissenschaften und Technik verbunden sind. Doch wo dem Deutschen Museum ein Gebäude reicht, ist das Smithsonian ein vielgliedriger Komplex , zu dem das National Air and Space Museum ebenso gehört wie die Archieves of American Art – und das allermeiste davon befindet sich mitten in Washington DC.
Eine unheimliche Vielfalt, dazu mehrheitlich US-amerikanisch und zudem Stücke, die es an keinem anderen Ort zu sehen gibt. Kein Wunder, dass viele Amerikaner nur Urlaub machen, um sich ausgiebig den abertausenden Square Feet des Smithsonians widmen zu können. Gerne auch als Pärchentrip, bei dem beide auf ihre kulturellen Kosten kommen.
7. Philadelphia
Der Fokus vieler Amerikaner, was ihre Geschichte anbelangt, liegt zwar auf der generellen Besiedlung. Aber in den Köpfen beginnt das „Amerikanische Zeitalter“ erst 1776 mit der Lossagung von Großbritannien durch die dreizehn Kolonien und der Ausrufung der Unabhängigkeit. Das geschah in der heute bekannten Independence Hall von Philadelphia. Dort zu stehen, wo vor beinahe 250 Jahren jenes Dokument, das mit We, the People…, beginnt, unterzeichnet wurde, ist für viele Amerikaner Pflichttermin, der mindestens einmal im Leben absolviert werden muss.
Hinzu kommt, dass die ganze Stadt vor mit dem amerikanischen Unabhängigkeitskampf zusammenhängenden Elementen wimmelt. Zwar war es mehr als Philadelphia, aber nur hier gibt es so vieles in konzentrierter Form.
8. Panama City
Panama City, gelegen in Nordwest-Florida ist mit seinen 36.000 Einwohnern klein. Und auch für die Geschichte der USA hat das Städtchen keine tiefergehende Bedeutung. Allerdings muss es einen Grund geben, warum die Stadt alljährlich für einen kurzen Zeitraum um mehrere zehntausend Einwohner anschwillt und Millionen von US-Amerikanern bei der Namens-Erwähnung schmunzeln.
Die Liberty Bell mag seit den 1800ern gerissen und unbrauchbar sein. Doch wie so vieles in Philadelphia ist sie zentraler Angelpunkt der US-Unabhängigkeit.
Bild: 'Liberty Bell' von f11photo
Die Antwort: Panama City ist seit Jahrzehnten einer der Hot Spots des Spring Break. Jener Frühlingsferien der Schulen/Universitäten, die traditionell von „Party ohne Grenzen“ gekennzeichnet sind. Und genau das ist es auch: Musik, Strandfeiern, sehr viel Alkohol – leider zu viel. Denn ganz ähnlich wie Mallorca sich bemüht, vom „Ballermann“-Image wegzukommen, versucht auch Panama City den Wandel dank rigoroser Anti-Sauf-Gesetze . Dennoch ist es im Frühling ein Ziel der Spät-Teens und Früh-Twens. Ältere Amerikaner kommen höchstens in den restlichen Monaten hierhin – oft aber ebenfalls auf einer Sentimental Journey zu den Orten ihrer Jugend.