Praktische Ausbildung oder Studium

Was ist besser?

Praktische Ausbildung oder Studium

In den vergangenen fünfzehn Jahren hat sich die Gesellschaft in Deutschland verändert. Hieß es früher, Handwerk habe goldenen Boden, wird heute eher in Richtung eines Studiums gedrängt. Dieses kann der Karriere Tür und Tor öffnen, doch auch eine Ausbildung darf in ihrer Qualität nicht unterschätzt werden. Dieser Artikel stellt die beiden Möglichkeiten gegenüber.

Ausbildungsberufe vermitteln schnell die Praxis

Fakt ist, nicht alles, was in einer Ausbildung gelehrt wird, kann in einem Studium vermittelt werden. Umgekehrt gilt dasselbe, daher darf die Ausbildung nicht abgewertet werden. Zumal viele der gehobeneren Ausbildungsberufe Branchen betreffen, die von Universitäten gar nicht berücksichtigt werden. Wichtig ist, bei der Überlegung, ob eine Ausbildung oder ein Studium passt, nicht zu vergessen, dass es quasi drei Formen der Ausbildung gibt:

  • Ausbildung zum Angestellten– das sind die Ausbildungsberufe, in denen Lehrlinge das Wissen vermittelt bekommen, aber auch nach der Ausbildung überwiegend im gewöhnlichen Angestelltenverhältnis arbeiten, ohne dass es große Aussichten auf eine Weiterentwicklung gibt.
  • Ausbildung zur Führungsperson– die Ausbildung bietet schon aufgrund der Branche und des Berufstyps die Chance, sich später zu einer Führungsperson hochzuarbeiten.
  • Ausbildung Handwerk– nach der Ausbildung kann der Lehrling ohne Probleme den Meister machen und sich über diesen wiederum selbstständig ausrichten.

Die Ausbildung richtet sich in der Regel an sehr praxisbezogene Schüler, die möglichst schnell ihr eigenes Geld verdienen möchten und nicht länger auf der Schulbank sitzen wollen. Die Vorteile sind:

  • Praktische Ausbildung– im Betrieb lernt der Lehrling direkt im echten Arbeitsalltag, erhält seine eigenen Aufgabenbereiche und muss sich im üblichen Geschäftsbetrieb beweisen.
  • Finanzen– Auszubildende erhalten oft keine große Vergütung, doch verdienen sie ab dem ersten Tag ihr eigenes Geld.
  • Rente– die Ausbildungszeit wird für die Rente mit angerechnet.
  • Optionen– einige Ausbildungen können durchaus mit einem direkt neben der Ausbildung durchgeführten Studium verbunden werden. Zudem ist es möglich, zeitgleich das Fachabitur zu machen.

Zuletzt ist es so, dass keine Ausbildung ein Studium ausschließt. Wer zuerst die Praxis lernen möchte, um nach dem Abschluss durch ein Studium das Gelernte zu vertiefen, hat an der Universität sogar oft Vorteile.

Ausbildung oder Studium Deutschland

Abbildung 1: Studieren wird hierzulande immer beliebter - doch ist ein Studium der einzige Weg zum beruflichen Erfolg?

Vorteile eines Studiums

In Deutschland ist der Trend zum Studium steigend . Wie groß die Vorteile eines Studiums sind, hängt immer vom gewählten Studiengang ab. Um sich wirklich einen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt zu verschaffen, müssen Studierende ebenso klug und überlegt einen Studiengang wählen, wie ein Auszubildender die Ausbildung. Wer das macht, der genießt die folgenden Vorteile:

  • Vertieftes Wissen– ein Studium ist in den meisten Fällen sehr theoretisch ausgerichtet. Dafür lernen Studierende Themenbereiche jedoch sehr fundiert.
  • Praktika– viele Studiengänge sind heute nicht nur mit freiwilligen Praktika verbunden, sondern setzen diese voraus. Während des Praktikums ist der Studierende ein Auszubildender und lernt direkt im Betrieb das bisher erworbene Wissen anzuwenden.
  • Chancen– viele Studienabschlüsse erlauben es, direkt nach dem Studium höher in einem Unternehmen einzusteigen. Somit wird natürlich eine höhere Gehaltsklasse erzielt.

Und auch hier gilt, dass ein Student immer nach einem Studium eine Ausbildung beginnen kann, wenn er das wünscht. Wobei diese Reihenfolge eher selten vorkommt.

Finanzpotenzial

Es kann nicht pauschal behauptet werden, dass ein Student stets mehr verdient, als ein Auszubildender. So viel hängt vom gewählten Studiengang, von der Wirtschaft, der Branche und auch von der Konkurrenz ab. Dasselbe gilt für Auszubildende. Nur selten sind sie durch ihre Ausbildung an eine einzelne Branche gebunden und natürlich gibt es Ausnahmen und Möglichkeiten, auch ohne Studium ein überdurchschnittliches Einkommen  zu beziehen.

Studieren in Deutschland

Abbildung 2: Gerade Selbständige haben auch ohne Studium gute Gehaltschancen.

  • Jobchancen– so wie immer mehr Arbeitgeber in Ausbildungsgesuchen das Abitur als geforderten Abschluss ausgeben, suchen auch immer mehr Arbeitgeber Universitätsabsolventen. Die Chancen auf dem Jobmarkt erhöhen sich also allgemein, schlichtweg durch die Stellen, die Personen ohne Studium verschlossen bleiben.
  • Gehalt Studenten- Studierte können meist bereits ein höheres Einstiegsgehalt fordern. Wobei es auch hier Unterschiede gibt und sich die erhöhte Einstiegsstufe nur auf den Fall bezieht, dass ein Student genau in der seinem Studium zuträglichen Branche anfängt. Das ist bei speziellen Studiengängen natürlich stets gegeben, doch andere Studiengänge lassen viel Spielraum offen. Es ist ein Unterschied, ob ein Marketingstudent in der Agentur bei sich in der Kleinstadt beginnt oder doch in der Marketingabteilung eines internationalen Konzerns.
  • Gehalt Auszubildende – bei ihnen kommt es stark auf den Ausbildungsberuf an . Jeder, der beim Rechtsanwalt, Steuerberater oder auch in einem Versicherungsbüro gelernt hat, hat nahezu endlose Möglichkeiten, gehaltstechnisch durch einen Wechsel aufzusteigen. Die Lehrinhalte lassen sich nahezu überall ein- und umsetzen, sodass auch der internationale Konzern offensteht. Auch Handwerkslehrlinge haben viele Chancen, zumal bei ihnen die Option der Selbstständigkeit immer offensteht. Und gerade bei Selbständigen ist das Gehalt nach oben hin offen. Trotzdem beginnen Auszubildende nach der Prüfung vielfach mit einem geringeren Einstiegsgehalt als vergleichbare Studenten.

Ein wirklicher Vergleich lässt sich zwischen den beiden Ausbildungsmustern nicht führen. Die Fülle an Ausbildungsmöglichkeiten ist zu groß und divers, als dass eine grundlegende Linie gefunden werden kann. Zudem entscheidet der Einzelne über seine Möglichkeiten und Chancen. Ein geradeso bestandenes Studium verschließt ebenso viele Türen, wie eine noch knapp bestandene Ausbildung.

Viele Türen öffnen sich überdies während beider Ausbildungstypen. Ein Student, der in den Ferien und am Wochenende durchweg in geeigneten Betrieben arbeitet, hat später gleich mehr Chancen. Und der Auszubildende, der nebenbei das Fachabi oder ein begleitendes Studium absolviert, kann sich auch auf Stellen bewerben, die den anderen der Ausbildungsstufe verschlossen bleiben.

Fazit - es kommt auf den Einzelnen an

Ein Studium und eine Ausbildung sind gleichwertig, da es am Ende auf den Menschen an sich ankommt. Wer endlich von der Schulbank herunterkommen will und somit eine Ausbildung macht, hat nach den drei Jahren alle Möglichkeiten, unter anderem auch die, noch ein Studium in dem Bereich – nun mit praktischem Wissen – zu beginnen. Wer studieren möchte, der kann schon bei der Wahl des Studiengangs vieles falsch machen. Nicht jedes Studium ebnet den Weg, wohl aber das Wissen, die richtige Richtung zu wählen und das Studium mit Praktika oder Werksarbeiten zu begleiten.

Bildquellen: Abbildung 1: @ Mikael Kristenson / Unsplash.com - Abbildung 2: @ Tyler Franta / Unsplash.com

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